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Aktuelle Interessensgebiete und Forschungsgebiete
Pasolini | | Mit der Herausgabe der Tagungsakten Corpi / Körper. Körperlichkeit und Medialität im Werk Pier Paolo Pasolinis (Peter Lang) und Voci ed immagini delle pianure | Pianure | | (Franco Cesati) werden 2001 zwei Projekte abgeschlossen, die exemplarisch für meine Auffassung von Literaturwissenschaft im kulturellen Raum stehen. Die im engeren Sinne wissenschaftliche Auseinandersetzung im Rahmen einer universitären Tagung ist Teil einer Ausstellungen, Autorenbegegnungen, Theateraufführungen, Lesungen, Filmretrospektiven umfassenden Kooperation mit außeruniversitären Kulturorganisationen, die einen Autor (Pasolini) oder eine Gruppe (die minimalistischen Autoren der 'pianure' um Gianni Celati oder, zuvor, die sprachspielerisch-experimentelle OULIPO-Gruppe) einem breiteren Publikum vorstellen will | Oulipo | | (siehe die Dokumentationen in Oulipo, Literatur und Landschaft, Pasolini.doc). Es wäre schön, wenn es durch diese und andere kulturelle Aktivitäten: Salzburger Algerien-Woche 1997, Salzburger Italien-Woche 1998, Estremi/Extreme. | Etcetera | | Schriftsteller aus dem Nordosten Italiens 1999, Voci da Mauthausen 2001 gelänge, die Kluft zwischen literaturwissenschaftlicher Forschung und Lehre und dem öffentlichen Interesse an den Literaturen und Kulturen der Romania ein wenig zu schließen. | | | | Petrarca/ Dante | | Das vorrangige Interesse an Gegenwartsliteratur schließt die Beschäftigung mit früheren Epochen nicht aus. Im Rahmen eines FWF-Projekts gehe ich mit zwei Mitarbeiterinnen der spannenden Frage nach, wie sich das Verhältnis Petrarcas zu seinem poetischen 'Übervater', Dante Alighieri, im Canzoniere niederschlägt. Der Titel des Projekts "L'aura dantesca" spielt einerseits auf die wiederholte Metamorphose der petrarkischen Laura in Dantes Beatrice an, zum anderen auf die zahllosen Dante-Entsprechungen, die dem Canzoniere insgesamt eine danteske 'Aura' verleihen (vgl. die Dokumentation in Petrarcas Dante-Rezeption). | | | | | | | Mauthausen | | Ein weiteres Projekt, "Sagbarkeit des Unsagbaren", befindet sich in der Startphase. Es handelt sich um die Untersuchung eines Korpus von rund 120 italienischen Überlebendenberichten aus dem Konzentrationslager Mauthausen und seiner Nebenlager. Der textwissenschaftliche Untersuchungsansatz richtet das Augenmerk weniger auf das, was die Autoren sagen, als vielmehr auf die Art und Weise, wie (d.h. unter Zuhilfenahme welcher Sprache, Bilder, Muster, Formen, Vorbilder) sie etwas sagen, von dem sie annehmen, daß es ihre eigene Ausdrucksfähigkeit wie auch die Verstehensmöglichkeit ihrer Leser überfordert. Eine Erweiterung des Projekts um franösische und spanische Lagertexte ist geplant, damit die sprachlichen Verarbeitungen der KZ-Erfahrungen dreier kulturell verwandter, zahlenmäßig relevanter, aber unter ganz unterschiedlichen Prämissen eingelieferter Häftlingsgruppen verglichen werden könnten (vgl. die Dokumentation in Salzburger Mauthausenprojekt ). | | | | Avantgarden | | Ebenfalls im Rahmen der Arbeitsgruppe Literarische Moderne ist das Projekt Das Gedächtnis der Avantgarden im Entstehen. Es geht der Frage nach, ob es, allen bilderstürmerischen Proklamationen zum Trotz, nicht doch ein verdecktes 'Gedächtnis' der Avantgarden gibt. Der Ort, an dem dieses Gedächtnis aufgesucht werden soll, sind die avantgardistischen Zeitschriften. |
Werdegang und Profil
Utopie | | Den Anstoß zu eigener wissenschaftlicher Forschung erhielt ich in Frankreich, an der Universität Lyon II, wo mich während meines Auslandsjahres (1974/75) die Professoren Georges Couton und Pierre Rétat für den französischen Libertinismus des 17. und 18. Jahrhunderts begeisterten. Aus dem Interesse für die weniger bekannten Utopien eines Foigny, Veiras und Fontenelle, die ich in meiner Staatsexamensarbeit noch einer eher traditionell ideengeschichtlichen Lektüre unterzog, entwickelte sich das Thema meiner Dissertation: Utopischer Entwurf und fiktionale Vermittlung. Studien zum Gattungswandel der literarischen Utopie zwischen Humanismus und Frühaufklärung (1986). Gegen den 'mainstream' der Utopieforschung, die dazu tendierte, literarische Utopien auf konkrete Aussagen zur Gesellschaft, Wirtschaft, Architektur usw. zu reduzieren, versuchte ich zu zeigen, daß die Interpretation des utopischen Entwurfs entscheidend von der literarischen Form, seiner fiktionalen Vermittlung, abhängt. Diesen theoretischen Ansatz vertrat ich danach in einer ganzen Reihe von Publikationen zur Utopie, zur Apokalypse, zur Science-Fiction. In den letzten Jahren ist das Interesse an der Utopie wieder eingeschlafen, doch will ich nicht ausschließen, daß ich in den nächsten Jahren unter dem Aspekt der 'Interkulturalität' (Fiktion und Realität von Kulturbegegnungen) einen neuen Zugang zu diesen alten Texten finden kann. | | | | Literaturtheorie | | Während der Arbeit an der Dissertation prägte sich, unter dem Einfluß der Theoriediskussionen im Doktorandenkolloquium des Tübinger Sprachwissenschaftlers Eugenio Coseriu, mein Interesse an literaturtheoretischen Fragestellungen aus, das sich in der Beschäftigung mit Gattungstheorie, mit Literaturgeschichtsschreibung, mit Intertextualitätstheorie konkretisierte. Die intensive Beschäftigung mit einem historisch argumentierenden Strukturalismus russisch, polnisch, tschechischer Provenienz - Jakobson, Lotman, Slawinski, Mukarovsky, später dann Bachtin u.a.m. als literaturwissenschaftliche Pendants zu Coseriu - erklärt vielleicht meine bis heute andauernde Skepsis gegenüber manchen postmodernen Theorie-Exzessen. | | | | Komparatistik | | Bei der Arbeit an meiner Dissertation stellte sich bald heraus, daß die Erforschung des 'Strukturwandels der Utopie zwischen Humanismus und Frühaufklärung' eine komparatistische Perspektive erfordert, die gleichermaßen französische wie italienische und neulateinische (üblicherweise der englischen und deutschen Literatur zugerechnete Texte) in den Blick nimmt. Seither ist diese vergleichende Perspektive zu einer Konstante meines literaturaturwissenschaftlichen Arbeitens geworden. Sicher: 'Comparaison n'est pas raison', doch wenn es gelingt, aus einer komparatistischen Warte nationalphilologische Selbstverständlichkeiten, Etikettierungen, Grenzziehungen zu überwinden und literarische Gegenstände neu zu sehen, ja neue Forschungsfelder zu öffnen, dann muß die Vergleichende Literaturwissenschaft um ihre 'raison d'être' nicht fürchten. | | | | Dante-Rezeption | | In meiner Habilitationsschrift 'lo mio maestro e 'l mio autore' beschäftigte ich mich mit der 'produktiven' (oder 'kreativen') Rezeption der Divina Commedia in der Erzählliteratur der Moderne, von Joyces Ulysses bis zu Sollers' Paradis und Manganellis Dall'Inferno. Warum greifen Autoren unseres Jahrhunderts auf einen 'verstaubten' Klassiker zurück, wenn sie ausdrücken wollen, was sie jetzt und heute bewegt? Die Nähe zu Dante, so läßt sich zeigen, beruht eher auf einer biographisch-existenziellen als auf einer religiös-ideologischen Affinität. Was die Weltanschauung betrifft, werden Dante und die Commedia in der modernen Rezeption ihres doktrinären Fundamentes beraubt und die Jenseitsreiche zu Diesseitsmetaphern umgedeutet. Wichtiger als die inhaltlichen sind die formalen Aspekte: Die lakonische Fixierung des Schicksals einer Person sub specie aeternitatis, die allegorische Zusatzkodierung realistisch dargestellter Wirklichkeit, das evokative Potential einzelner Figuren und Situationen, schließlich die Möglichkeit, mit Hilfe des Danteschen Intertextes die im 20. Jahrhundert zersplitterte Totalität der Weltwahrnehmung wenigstens ex negativo andeuten zu können. Mittlerweile habe ich meine Untersuchungen zur Dante-Rezeption auf frühere Epochen ausgedehnt (siehe das Projekt Petrarcas Dante-Rezeption). | | | | | | | Moderne Avantgarde Gegenwarts-literatur | | Seit der Arbeit an der Habilitationsschrift habe ich mich der Literatur der Moderne und der Gegenwart zugewandt: Sollers, Perec, Roubaud; Pavese, Vittorini, Calvino, Pasolini, Manganelli, Sciascia, Celati, Cavazzoni; Cortázar und Rulfo sind die Gegenwartsautoren, mit denen ich mich vorrangig beschäftigt habe | Italien Frankreich Lateinamerika | | (siehe die Projekte Oulipo, Literatur und Landschaft, Pasolini, Salzburger Mauthausenprojekt , Das Gedächtnis der Avantgarden). | | | | Etcetera | | Neue Romania, insbesondere Maghreb und Antillen Literatur - Film - Musik | |
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